12. März 1923 | Es war ein langer Weg. Moskau, Reval, Tübingen und Paris waren nur einige der Stationen, die Margarete von Wrangell schließlich nach Hohenheim führten. In Moskau war Wrangell am 7. Januar 1877 geboren worden, in Reval (heute die estnische Hauptstadt Tallinn), wo ihre Familie herstammte, wuchs sie auf, in Tübingen promovierte sie 1909 in Chemie und in Paris forschte sie 1912 zusammen mit Marie Curie. An der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim wurde sie 1920 mit „Phosphorsäure und Bodenreaktion“ habilitiert. Ihre wissenschaftliche Abhandlung war die erste in Hohenheim angenommene Habilitation. Und in Hohenheim trat am 12. März 1923 auch ihre Ernennung zum „ordentlichen Professor“ in Kraft. Damit war sie die erste Professorin Deutschlands!
Im Zentrum ihrer Forschungen stand die für die deutsche Landwirtschaft zentrale Frage der Phosphordüngung. Phosphat musste im Ausland teuer eingekauft werden. Deshalb entwickelte Margarete von Wrangell eine Düngemethode, die die im Boden enthaltene Phosphorsäure aktivierte. Die im Ernennungsschreiben vom 19. Februar 1923 ausgesprochene Bedingung für die ordentliche Professur, dass die „vom Reich erforderlichen Mittel für den Ausbau des Pflanzenernährungs-Instituts“ gewährt würden, konnte dank einer Initiative der Düngemittelindustrie und des Reichsernährungsministers erfüllt werden. Die Errichtung des Instituts war ausdrücklich an die Person Margarete von Wrangells und ihre Forschungen geknüpft. Für sie selbst bedeuteten der Aufbau und die Leitung des Instituts die Krönung ihres Lebenswerkes. „Mein Institut ist eine Schöpfung, die von dauerndem Wert und Nutzen bleiben wird, und macht mir trotz großer Sorge und Arbeitsüberlastung doch Freude“, schrieb die von einem chronischen Nierenleiden schwer belastete von Wrangell. Seit Oktober 1931 konnte sie ihre Professur nicht mehr ausüben, sie starb am 31. März 1932 an Nierenversagen.
Neben der Phosphorsäurefrage galten von Wrangells Forschungen auch dem allgemeinen Nährstoffzustand des natürlichen Bodens. Ihr gelang unter anderem der Nachweis, dass die Pflanze die Bodennährstoffe nicht aus dem Boden direkt, sondern aus der die Wurzeln unmittelbar umgebenden Bodenflüssigkeit entnimmt. Aktualität gewannen die Arbeiten der Wissenschaftlerin noch einmal für den ökologischen Landbau in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Zum Weiterlesen und -forschen:
- Ulrich Fellmeth (Hg.): Margarete von Wrangell und andere Pionierinnen. Die ersten Frauen an den Hochschulen in Baden und Württemberg (= Hohenheimer Themen, Bd. 7), St. Katharinen 1998.
- LEO-BW: Biografie Margarete von Wrangells.
/// Am 16. März erscheint der nächste Eintrag. Mit allen Kräften wird hart Erkämpftes verteidigt.