Niemals vergessen – Jugendliche gedenken des Massakers von Sant‘Anna

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12. August 2017 | 560 Menschenleben wurden in den Morgenstunden des 12. August 1944 auf grausamste Weise ausgelöscht. Was damals im kleinen toskanischen Bergdorf Sant’Anna di Stazzema geschah, liess die wenigen Überlebenden nicht mehr los. Und erschreckt die Nachgeborenen. Mit roher Gewalt metzelten Mitglieder der 16. SS-Panzergrenadierdivision Männer, Frauen, Alte, Kinder, ja sogar Säuglinge nieder. Enrico Pieri und Enio Mancini waren damals Kinder und überlebten das Massaker nur mit viel Glück.

Das zweite Trauma | Trailer

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Die Täter jedoch blieben über Jahrzehnte weitgehend unbehelligt, bis das im Jahre 1994 in Rom entdeckte Aktenmaterial dazu genutzt wurde, zehn Verantwortliche im Jahre 2005 zu lebenslänglichen Haftstrafen zu verurteilen. Vollstreckt werden konnte das italienische Urteil nicht, denn die Täter befanden sich in Deutschland und eine Auslieferung fand nicht statt. Mit Empörung nahm die italienische Seite das Ergebnis eines Verfahrens in Stuttgart auf, das den Tätern keine individuelle Schuld zumaß und diese freisprach. Die abweichenden Entscheidungen anderer deutscher Gerichte kam zu spät, waren die Täter doch entweder bereits verstorben oder nicht mehr haftfähig.

„Nie wieder Sant’Annas!“ Die Gedenkstätte in Sant’Anna di Stazzema (Bildnachweis: querwege).

Bereits 2012 brachen deutsche Unterstützer der italienischen Opferverbände zu einer Solidaritätsfahrt nach Sant’Anna auf und sendeten das Signal aus: Ihr führt euren Kampf um Gerechtigkeit nicht allein, erinnert sich Eberhard Frasch, aktiv in der „Initiative Sant’Anna“ der AnStifter Stuttgart. Im Folgejahr nahmen erneut 50 Menschen aus Baden-Württemberg an den italienischen Gedenkveranstaltungen teil, unter ihnen auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Staatsrätin Gisela Erler.

Mit offizieller Förderung des Landes organisierten die AnStifter 2017 das erste Friedenscamp. Deutsche und italienische Jugendliche sollten sich gemeinsam der Geschichte des Massakers vor Ort annähern, erklärt Eberhard Frasch. Dazu gehörten unter anderem Gespräche mit den Zeitzeugen Pieri und Mancini sowie das Erstellen eines Beitrags zur Gedenkfeier. In Workshops widmeten sich die Jugendlichen aktuellen Fragen rund um Europa, Völkerverständigung und Demokratie. Dies ist ganz im Sinne der Überlebenden: „Werdet Europäer! Fühlt euch europäisch! Wir brauchen Europa.“ Es sei wichtig, internationale Freundschaften zu knüpfen und zusammenzuhalten, betonte Enrico Pieri. Die Camp-Teilnehmerin Christina Gohle fasste die intensive Reise wie folgt zusammen: „Sie hat uns weinen und lachen lassen“.

Auch 75 Jahre nach dem Massaker fand das Friedenscamp wieder statt. Es ist ein Baustein für Enrico Pieris Maxime „Nie wieder Sant’Annas“ !


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